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Sonntag, den 22. März 2015

Verhandeln bis zum bitteren Ende?  

.   Zwei Jahre lang rangen die Parteien um einen Liefervertrag für Katheder, bis eine Seite die Ver­handlun­gen abbrach. Die Gegen­seite machte einen vor­vertrag­lichen Schadens­ersatz­anspruch aus Culpa in Contrahendo nach dem Recht der US-Kolonie Puerto Rico geltend und klagte.

Am 20. März 2015 entschied in Boston das Bundes­berufungs­gericht des ersten Bezirks der USA den Fall Advanced Flexible Circuits v. GE Sensing & Inspection nach einer gründ­lichen Analyse des CIC-Anspruchs, den es dem Recht der uner­laubten Hand­lungen, Torts, zurechnet: Under this doctrine, negotiations toward an agreement can -- even without a letter of intent -- readily give rise to mutual expectations that the parties will bargain in good faith and refrain from misconduct. Es folgerte:
A party's withdrawal from contractual negotiations may be considered to be a violation of the duty of good faith if: (1) the withdrawal was arbitrary or without justification; and (2) the other party had a reasonable expectation that a contractual agreement would be consummated.

To determine liability under culpa in contrahendo, courts have evaluated the circumstances of the withdrawal from negotiations by considering certain factors, including:
(1) the development of the negotiations, (2) how did [the negotiations] begin, (3) their course, (4) the conduct of the parties throughout [the negotiations], (5) the stage at which the interruption took place, [and] (6) the parties' reasonable expectations to form a contract, as well as any other relevant circumstance under the facts of the case …
CIC sei mit Vorsicht anzuwenden, denn sonst würden kaum noch Vertrags­verhand­lungen gewagt werden. Ihr Abbruch sei nicht generell haftungs­auslösend, sondern nur wenn er unbe­rechtigt sei und berech­tigte Erwar­tungen zunichte mache. Ein Element der Bös­gläubig­keit müsse erkennbar sein:fault, dolus, fraud, good faith, abuse of law, or other general principle[s] of law. Hier stellte das Revisions­gericht ebenso wie das Unter­gericht fest, dass die Klägerin keinen Beweis für eine rechts­widrige Verhand­lungsein­stellung beige­bracht habe.







CK
Rechtsanwalt u. Attorney Clemens Kochinke ist Gründer und Her­aus­ge­ber des German Ame­ri­can Law Journal in der Digitalfassung so­wie von Embassy Law. Er ist nach der Ausbildung in Deutschland, Mal­ta, Eng­land und USA Jurist, vormals Referent für Wirt­schafts­politik und IT-Auf­sichtsrat, seit 2014 zudem Managing Part­ner einer 75-jäh­ri­gen ame­ri­ka­nischen Kanzlei für Wirtschaftsrecht. Er erklärt deutsch-ame­ri­ka­ni­sche Rechts­fra­gen in Büchern und Fachzeitschriften.

2014 erschien sein Kapitel Vertragsverhandlung in den USA in Heus­sen/Pischel, Handbuch Vertragsverhandlung und Ver­trags­ma­na­ge­ment, und 2012 sein Buchbeitrag Business Nego­ti­ati­ons in Ger­ma­ny in New York, 2013 sein EBook Der ame­ri­ka­ni­sche Vertrag: Planen - Ver­han­deln - Schreiben.

Die meisten Mitverfasser sind seine hochqualifizierten, in das amerikanische Recht eingeführten Referendare und Praktikanten.