Warum gewaltsam?
CK • Washington. Wieder wird eine entführte Studentin gesucht, und wieder wird
gefragt, warum die Männer gleich zum Mord greifen, wenn sie nachts
um zwei ein Mädchen auf der Straße küssen wollen.
Niemand weiß die Antwort. Vielleicht liegt es daran, dass alles
pönalisiert wird. Der Dreikäsehoch fliegt wegen des
einvernehmlichen Kusses aus dem Kindergarten und muss seine Tat sein
Schul- und Uni-Leben lang bei Bewerbungen offenlegen. Der Angetrunkene,
der die Studentin ungefragt küsst, hat Angst, dass er nun als
Sextäter im Internet verzeichnet wird, und meint sich zu erinnern,
dass Mord oft nur zwei Jahre Knast bringt. Politiker wissen, dass das
Hochschrauben von Strafandrohungen - nicht nur im Sexrecht - in manchen
Kreisen Wähler garantiert. Wenn der Mord billiger wird als der Kuss
und Alkohol nicht entlastet, sondern belastet, wundern tragische Fehlentscheidungen
der Täter nicht.
Führt die Unverhältnismäßigkeit der Strafen zu extremen Taten?