NK - Washington. Etwas verpasst haben diejenigen, die das Kapitol, Sitz des Repräsentantenhauses und des Senats, nur von außen bestaunen. Um ein Vielfaches beeindruckender ist die Innenansicht, welche für mich bereits im Rayburn House Office Building beginnt, benannt nach dem ehemaligen langjährigen Sprecher des Repräsentantenhauses.
Aus jedem US-Bundesstaat werden je nach Bevölkerungszahl für eine Dauer von zwei Jahren die Abgeordneten des Hauses gewählt, insgesamt 435, deren Büros sich in drei verschiedenen Gebäuden befinden.
Nach Passieren imposant ausgelegter Gänge gelange ich zum Büro von Denny Rehberg, dem Kongressabgeordneten des Bundesstaates Montana und Gastgeber. Man führt mich auf unterirdischem Weg zum Kapitol - durch ein weit verstricktes, faszinierendes Tunnelsystem, welches das Kapitol mit den umliegenden Regierungsgebäuden verbindet und den Eindruck einer unterirdischen Stadt mit Restaurants und Straßenbahnen vermittelt.
Im Visitors Center des Kapitols läuft ein Film im Orientation Theater, das aufgrund der Leinwandgröße und dem Sound-System eher einem Kinosaal als einem Filmraum ähnelt, über die Geschichte des Kapitols. Weiter geht der Besuch zu einem Raum voller Marmorsäulen, in dessen Mitte sich ein zunächst unscheinbar wirkender weißer Stern mittig auf dem Boden befindet. Dieser Stern markiert den Schnittpunkt der vier Districtgrenzen.
Denn neben dem Zentrum der Legislative und dem Symbol für Demokratie stellt das Kapitol auch den geografischen Mittelpunkt der Hauptstadt Washington dar. Nun betrete ich den alten Senatssaal, welcher 75 Jahre lang den Supreme Court beherbergte. Bald erstrahlt das Herzstück des Kapitols. Ich befinde mich unter der faszinierenden, 180 Fuß hohen Rotunda. Das Licht dieser enormen Kuppel scheint auf Bilder von George Washington: Bilder mit Fehlern! Der Tour-Guide erzählt, dass beispielsweise anders als auf dem Gemälde Frauen die Säle des Kapitols nicht betreten durften.
Ein Blick in die Statuary Hall mit Statuen wichtiger Bürger zeigt zwei Statuen pro Bundesstaat. Mein Besuch schließt in der House Gallery ab, wo den Bürgern ein Einblick in die Debatten des Repräsentantenhauses gewährt wird. Auf der östlichen Senatsseite des Kapitols bietet sich oft derselbe Anblick: Einer spricht, einer protokolliert, Kameraleute sind beschäftigt - ansonsten ist der Saal leer. Die meiste Arbeit wird in den Büros der Abgeordneten und Ausschüsse erledigt.