Wie sollte der Anwalt in den USA auch die Risiken eines Streitfalls genau darstellen, wenn der Kläger beispielsweise mehr als $5 Mio. Schadensersatz sowie Strafschadensersatz und Kostenerstattung fordert? Aus den $5 Mio. werden bei einer guten Verteidigung des deutschen Unternehmens vielleicht am Ende ein Hundertstel, wie gerade geschehen. Die punitive Damages könnten das Neunfache des tatsächlichen Schadens reichen, also bei einem Antrag auf $5 Mio. eine theoretische Forderung von bis zu insgesamt $50 Mio. ausmachen, oder sie gehen unter, wie ebenfalls soeben erreicht. Anwaltskosten sind im allgemeinen nicht erstattungsfähig, sondern als Ausnahme, und dann im Ermessen des Gerichts.
Was am Tag 1 bei der Klagezustellung bedrohlich wirkt, kann zu überzogenen Rückstellungen führen, wenn man die Forderungen für bare Münze nimmt. Ein Unternehmen könnte gar überschuldet wirken, obwohl es keiner Gefahr außer dem Vorhandensein der Klage und den laufenden Prozesskosten ausgesetzt ist. Der Streitwert spielt im US-Prozess fast keine keine Rolle; die Gerichtskosten sind bei einer Klage über 5 Dollar oder 5 Mio. Dollar gleich; die Verteidigungskosten können fünf-, sechs- oder siebenstellig ausfallen - die Kosten auf Klägerseite ebenfalls; Schiedsgerichtskosten kommen fünf- oder sechsstellig hinzu.
Folglich ist eine Einschätzung der Risiken für den Auditors Letter eher spekulativ und irreführend als brauchbar.