Die Frau wurde nicht strafrechtlich verfolgt; sie verklagte den Polizisten wegen Freiheitsberaubung und rechtswidrigen Eingriffs in ihre Bürgerrechte. Sie verlor in der Schlüssigkeitsprüfung, doch in der Revision des Falles Reisha Simpson v. City of New York gewann sie in New York City vor dem Bundesberufungsgericht des zweiten Bezirks der USA am 15. Juli 2015 gegen den angeblich verknallten und durchgeknallten Polizisten.
Die Urteilsbegründung ist eine lesenswerte Darstellung der Grundsätze für die Würdigung von Parteianträgen. Der Vortrag jeder Partei ist aus der jeweils günstigsten Perspektive zu werten. Wenn eine Beweiswürdigung von unterschiedlichen Positionen erforderlich ist, darf nicht der Richter entscheiden: Im US-Prozess geht der Fall an die Geschworenen, die über das anwendbare Recht belehrt werden und die Subsumtion vornehmen.
Hier hatte der Instanzrichter die unterschiedlichen Auffassungen der Parteien selbst durch eine Beweiswertung überbrückt und zugunsten des Polizisten gewertet. Die Revision fand, dass der Polizist blind und taub gewesen sein muss, wenn er nicht bemerkte, dass die Frau sich richtig verhalten hatte, die Gewerkschaftsmitgliedschaft neben Polizisten auch Sicherheitspersonal offen steht, der Ausweis in der Tasche steckte und nicht zum Nachweis einer Polizisteneigenschaft benutzt wurde und der Busfahrer wegen klemmender Vordertür die Frau ausdrücklich zur mit dem Schild Eintritt verboten markierten Hintertür verwiesen hatte. Diesen Fall muss die Jury entscheiden.