Nach Befragung aller von der Staatsanwaltschaft und von der Verteidigung gestellten Zeugen endet die Beweisaufnahme; die Jury verlässt den Gerichtssaal. Es folgt die Frage an den Angeklagten, ob er sich mit Rücksprache seiner Verteidigung dafür entschieden habe, sich zu den Anklagepunkten, Counts of Indictment, zu äußern. Im Gegensatz zum deutschen Strafprozessrecht gilt im amerikanischen Strafprozessrecht der nemo tenetur-Grundsatz nicht. Sofern sich ein Angeklagter dafür entscheidet auszusagen, muss er sich auf die Zeugenbank setzen und unter Eid, Oath, aussagen. Er macht sich somit wie jeder andere Zeuge auch bei Falschaussagen strafbar. Wenn er sich nicht äußert, so belehrt ihn die Richterin, darf die Jury das Schweigen nicht gegen ihn deuten.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Verteidigung im Anschluss beantragt, einige der Anklagepunkte wegen fehlender Beweisbarkeit zu streichen. Das geschieht, wenn die Verteidigung der Auffassung ist, dass die vernommenen Zeugen die Tatsachen nicht beyond a reasonable Doubt bewiesen haben.
Die 14 Juroren werden sodann für die Plädoyers, Closing Arguments von Staat und Verteidigung in den Gerichtssaal zurückgebeten und von der Richterin durch das Verlesen der Instructions daran erinnert, dass nur die Juroren die bewiesenen Tatsachen bestimmen. Sie erklärt der Jury ausführlich, welche verschiedenen Beweisarten existieren. So erläutert sie, dass es eine Unterscheidung zwischen direct Evidence und circumstancial Evidence gibt, mit einem Beispiel: direct Evidence liegt vor, wenn der Zeuge aussagt, dass es während seiner Beobachtung der Tat schneite. Erklärt der Zeuge hingegen, dass während der Beobachtung Schnee auf dem Boden lag und er daher annimmt, dass es während der Nacht geschneit hat, dann beruht seine Vermutung auf circumstantial Evidence. Dabei stellt der Zeuge eigene Erwägungen an und folgert etwas aus den Umständen.
Die Richterin belehrt die Jury auch, dass wegen Einspruchs zurückgewiesene Beweise nicht in die Subsumtion einfließen dürfen. Auch die Behandlung der Sachverständigenaussagen wurde erläutert. Danach trägt sie die einzelnen Counts of Indictment vor und definiert die Tatbestandsmerkmale der vorgeworfenen Straftaten.
Bevor sich die Jury zur Beratung, Deliberation, zurückzieht, werden zwei der 14 Juroren von der Beratung ausgeschlossen, darunter einer von nur drei männlichen Juroren, was mich überraschte. Ich hatte immer angenommen, dass die Jury auch geschlechterausgeglichen sein muss - falsch! Da die Anklage auf Gewalttaten gegen eine Frau lautet, kann der Verlust von männlichen Geschworenen für den Defendant negativ wirken.
Ob die Zeit des Krawattentragens des Angeklagten nun endet und er bald wieder die orangene Gefängniskleidung tragen muss, wird das am Montag nach dem langen Thanksgiving-Wochenende erwartete Verdict zeigen.