GH - Washington. Die Firma
RealNetworks, bekannt durch ihre Software RealAudio zur Übertragung von
Audio- und Videosignalen im Internet, hat in einem kalifornischen
Bundesgericht Klage gegen
Microsoft
erhoben. RealNetworks beschuldigt den Softwarekonzern, seine
Monopolstellung im Bereich der Betriebssysteme für
Personalcomputer missbraucht und damit RealNetworks empfindlich geschädigt zu haben. Insbesondere wirft RealNetworks dem weltweit größten Softwarehersteller vor, Fabrikanten von Personalcomputern über restriktive Lizenzklauseln genötigt zu haben, das Betriebssystem Windows
grundsätzlich mit der Software Windows Media Player auszustatten, während die Computerhersteller zugleich in ihrer Möglicheit eingeschränkt wurden, Software konkurrierender
Unternehmen wie RealNetworks miteinzubeziehen. Bob Kimball, der Vizepräsident und Justitiar von RealNetworks, liess in einer Pressekonferenz vernehmen, dass die Firma bis zu einer Milliarde Dollar Schadenersatz verlangen wird.
Die Praxis des tying oder Kopplungsverkaufs, mit der Monopolinhaber das Produkt, auf dem sie bereits marktbeherrschend sind, an andere Produkte anbinden, um auch dort eine führende Stellung zu erlangen, ist bereits Gegenstand einer Untersuchung der Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen Kommission. Auch in diesem Verfahren gegen Microsoft, in dem die Kommission voraussichtlich zu Beginn des nächsten Jahres ein Urteil gegen Microsoft fällen wird, ist RealNetworks der
Hauptwidersacher von Microsoft. Die Untersuchungen gegen Microsoft in Europa, die sich mit Vorwürfen des Kopplungsverkaufs und
anderer Formen des Monopolmißbrauchs befassen, dauern bereits seit Dezember 1998 an. Die Europäische Kommission droht, Microsoft
entweder zum Vertrieb einer Windows-Version ohne den Media Player zu zwingen, oder Microsoft zu verpflichten, auch die Audio- und
Video-Software der Konkurrenz mit
einzubeziehen.
Auch in den USA musste sich Microsoft in einem langwierigen Verfahren unter anderem wegen
unlauterer Verknüpfung verantworten. Die Klage in diesem Falle bezog sich allerdings nicht auf RealAudio, sondern auf die
Integrierung des Internet-Browsers Internet Explorer in Windows 95 und 98. Zu den Beschwerdeführern dieses Prozesses, der vom
U.S. Bundesjustizministerium geführt wurde, gehörte die Firma Netscape, die aufgrund der Kopplung von Windows und Internet
Explorer ihre Vormachtstellung auf dem Markt der Browser eingebüßt
hat. Während der Prozess zwischen der US-Regierung und
Microsoft im November 2001 mit einem Vergleich endete,
führte Netscape seinen eigenen Prozess gegen Microsoft, der im
Mai dieses Jahres mit einer Zahlung von 750 Millionen Dollar an
Netscape beigelegt wurde.