Nach der wissenschaftlichen, doch auch Drama und Distanz der Profilzeugen dokumentierenden Einführung in den militärischen Bedarf für die vom OSS in den USA erstellte Analyse findet der Leser bald die Berichte von Zeitzeugen und Folgerungen über die Perversionen Hitlers, die sich in diesem Profil aus seiner eigentümlichen Einstellung zum Sex ableiten.
Hitlers Neurosen strahlen leider auch auf sein geliebtes Deutschland und gehasstes Österreich aus, lassen ihn den moralischen Morast seiner intimsten Anhänger ignorieren, und treiben den Leser zur Frage, warum die Deutschen nicht bereits 1943 - oder ob vielleicht doch, und dann mit welcher Wirkung? - über die für die ganze Welt fatale Disposition aufgeklärt wurden.
Zweifel an Hitlers Eignung hätten bei Kenntnis seiner Vorlieben - oder auch nur der reihenweisen Selbstmorde seiner Freundinnen - vielleicht Zorn und Zahl seiner offenen Gegner in Deutschland anschwellen lassen, und die Geschichte hätte spät, aber nicht für alle zu spät eine andere Wendung nehmen können.
Ob Informationen über Hitlers Beziehungsleben eine Empörung hätte schaffen können, die angesichts Holocaust- und Kriegsgreueln ausblieben, ist jedoch eine müßige, unverhältnismäßige Frage. Die Erschütterung, die Westdeutschland bei den ersten Fernsehausstrahlungen dieser Greuel in den sechziger Jahren ergriff, wäre nicht intensiver ausgefallen, wenn die Geheimstudie, die um die selbe Zeit schon von einer amerikanischen Zeitung aufgegriffen wurde, weltweit enthüllt worden wäre. Ob die neuen Bücher wenigstens späten Anhängern des Diktators die Augen öffnen?
Dies ist noch keine Rezension, denn dieser Leser findet Hitlers Sex - inhaltlich, nicht sprachlich - so schwer zu verkraften, dass der Lesefluss an Empörung leidet. Andererseits ist das Werk in beiden Sprachen höchst empfehlenswert. Dieser Leser ist bei der noch nicht abgeschlossenen Lektüre auch durch seine Mitwirkung als Prozessgutachter für den US-Bund an der Klärung des Eigentums an Bildern des Hoffotografen Hitlers beeinflusst. Derselbe Fotograf nimmt in Hitlers Sex eine besondere Stellung ein, wie der Leser erfährt.