Diffamierung: Entscheiden Richter oder Jury?
Klimawandelwissenschaftler von Presse beleidigt: Rechtsfragen zum Wahrheitsbeweis
CK • Washington. Der Supreme Court hat den Klimawandelwissenschafts-Revisionsfall National Review Inc. v. Mann mehrheitlich nicht angenommen, doch die Mindermeinung von Justice Alito legt den Finger in eine offene Wunde: Die Untergerichte sind unterschiedlicher Auffassuung bei der Frage, ob der Richter oder die Geschworenen in Diffamierungsprozessen die Wahrheitseinrede beurteilen.Richter sind für Rechtsfragen zuständig; die Jury würdigt die Beweise und subsumiert, bis sie zum Verdikt gelangt, das der Richter im US-Prozess zum Urteil aufwerten kann. Alito erklärte am 25. November 2019 die Rechtsfrage und ihre Bedeutung. Er meint, dass die Nichtannahme zur Revision dazu führt, dass Parteien die für ihr Argument günstigsten Gerichte anstreben. Die unklare Rechtslage müsse in Zukunft bereinigt werden.
Alito wendet sich dann einem weiteren Problem zu. Die Meinungsfreiheit könne überstrapaziert werden, wenn einer beleidigenden Falschbehauptung die Worte In my Opinion vorangestellt werden. Damit entlaste sich der Beleidiger, doch bleibt nicht die falschaussagende Beleidigung am Opfer hängen? Auch diese Konstellation bedürfe dringend einer Korrektur, argumentiert der durch die trumpsche Richterernennungen in seinem Einfluss gestärkte Alito.